International Sommerschule “Ikonographie der antiken Welt” 14.-18. September 2026
Die Ikonographie rückte seit den 1970er Jahren vor allem durch die Arbeiten von Othmar Keel und seinem Schüler*innenkreis in den Fokus alttestamentlicher Forschung. Wurden in den frühen Arbeiten der sich etablierenden Fribourg School die Bildzeugnisse der südlichen Levante ebenso wie der diese Region wechselweise beherrschenden Großkulturen an Nil, Euphrat und Tigris zunächst als Illustration biblischer Texte verwendet, so trat nach und nach ihr eigenständiger Quellenwert in den Blick der Betrachtenden und wurde so zum Forschungsgegenstand eines Forschungszweiges alttestamentlicher Wissenschaft. So stellt die Bildwissenschaft heute neben der Textwissenschaft und der Biblischen Archäologie ein drittes Feld dar, das für die Rekonstruktion der Religionsgeschichte der südlichen Levante konstitutiv ist.
Die internationale Sommerschule bietet eine hervorragende Gelegenheit, theoretische Einblicke in die Ikonographie mit praktischen Erfahrungen in der Bildanalyse zu verbinden und gleichzeitig mit Studierenden und Dozierenden aus verschiedenen akademischen Kontexten in Kontakt zu kommen. Die Sommerschule 2026 wird sich mit dem Thema „Ancestral Visual Epistemologies” befassen. Durch ihre Bildsprache offenbaren alte Kulturen Aspekte der Welt, die über die alltäglichen Erfahrungen hinausgehen. Dies entspricht dem modernen Konzept der „Augmented Reality“. In der Sommerschule werden wir uns mit den Phänomenen des visuellen Denkens und der Graphesis (Drucker, 2014) befassen, um im Sinne einer historischen Epistemologie „die Reflexion über die historischen Bedingungen, unter denen und die Mittel, mit denen Dinge zu Objekten des Wissens gemacht werden, die den Prozess der wissenschaftlichen Wissensaneignung in Gang setzen und aufrechterhalten” (Rheinberger, 2007) zu untersuchen. Durch den Vergleich verschiedener Kulturen und ihrer visuellen Erkenntnistheorien werden wir nach Besonderheiten suchen, die einen tieferen Einblick in Wissenskonstruktionen (Episteme) und die zugrunde liegenden Muster und Denkstrukturen ermöglichen.
Die Teilnehmer haben die Möglichkeit, ihre eigenen Forschungsarbeiten vorzustellen und zu diskutieren.
Zielgruppe: Die Sommerschule richtet sich an Absolventen und Doktoranden aus den Bereichen Hebräische Bibel, Neues Testament, Religionswissenschaft und verwandten Disziplinen.
Kursziel: Die Teilnehmer lernen die Grundlagen der Bildanalyse kennen und können diese auf Objekte und Artefakte anwenden. Durch kontinuierliche Reflexion über die Methodik werden sie darin geschult, ihre Beobachtungen im Hinblick auf ihre jeweiligen Forschungsfragen zu bewerten.
Folgende Themen werden im Rahmen des Kurses behandelt:
-
Methodische Ansätze zur Bildanalyse
-
Grundlagen der historischen Erkenntnistheorie
-
„Dichte Beschreibung” antiker Kulturen
-
Rekonstruktion kulturell bedingter Bildprogramme
Kursleitung: Dr. Thomas Wagner (Wuppertal) und Prof. Dr. Silas Klein Cardoso (Vitória)
Praktische Informationen:
Leistungsanrechung: 2 ECTS
Kontaktstunden: 20
Bitte senden Sie Ihre Bewerbungsunterlagen bis zum 10. August 2026 an Silas Klein Cardoso ( silas@fuv.edu.br ) oder Thomas Wagner ( twagner@uni-wuppertal.de ). Die Teilnehmerzahl ist auf 20 begrenzt.
zuletzt bearbeitet am: 30.10.2025