Fakultät für Geistes- und Kulturwissenschaften

Projekte

Annotiertes Corpus der Rollsiegel aus Palästina/Israel

Rollsiegel stellen eine spezifische Kunstform des antiken Vorderasiens dar, die vom 3. Jt. v.Chr. bis in die Zeiten persischer Herrschaft über den Vorderen Orient (539-330 v.Chr.) belegt sind. Als Bildträger, der in ökonomischen Prozessen zum Einsatz kam, wurden Rollsiegel in der späteren persischen Zeit durch das Münzwesen ersetzt. Innerhalb des Wirtschaftsprozesses dienten die Siegel vornehmlich dazu, die Herkunft von versiegelten Waren zu kennzeichnen. Spezifische Siegelabdrücke waren in der antiken Welt bekannt und konnten Individuen zugewiesen werden. Zugleich besaßen die Siegel eine apotropäische Funktion, die sich vor allem über die Steinsorte, aus der das Siegel geschaffen wurde, und das auf dem Siegel eingravierte Sujet ergab.

Von den ca. 100.000 weltweit bekannten Rollsiegeln und Rollsiegelabrollungen wurden ca. 470 Exemplare in Palästina/Israel aufgefunden. Diese stammen größtenteils aus stratifizierten Grabungen. Dies ist, bezogen auf das Corpus aller Rollsiegel, ein spezifisches Merkmal, da Rollsiegel i.d.R. über Stil und Sujet datiert werden. Für die Zeit des ausgehenden 2. Jt.s v.Chr. bis zum Ende der persischen Epoche können diese Bestimmungsformen mittels der Grabungsbefunde durch die Sammlung der Rollsiegel aus dem antiken Palästina/Israel kritisch hinterfragt werden. 

Für die alttestamentliche Forschung stellen Rollsiegel einen wesentlichen Informationsträger für die Rekonstruktion der Religionsgeschichte Palästinas/Israels dar. Die Kombination der Symbole im Sujet lässt eine Bestimmung der spezifischen Deutung des einzelnen Symbols sowie des Vermittlungsschwerpunkts zu. Anders als Textcorpora, die sich in längeren Redaktionsprozessen verhältnismäßig schwerfällig entwickelten, oder monumentale Bilder, die wesentliche Momentaufnahmen darstellen, bietet die Vielzahl der Rollsiegelsujets die Möglichkeit, religionsgeschichtliche Entwicklungen in Palästina/Israel, die auf der Adaption von Vorstellungen der Kultur und Handel bestimmenden Großreiche basieren und einer interpretatio Israelitica unterliegen, kleinschrittiger und damit pointierter analysieren zu können.

Ziel dieses Projekts ist die Erstellung eines annotierten Korpus, das eine umfassende Beschreibung eines jeden Siegels auch im Vergleich mit anderen Siegeln ermöglichen. Die Erfassung der Siegel umfasst folgende Aspekte:

1. Standardisierte Erfassung von Größe, Material und Textur
2. Abbildung der Linienführung zur Bestimmung von Stil, Qualität und Herstellungstechnik
3. Beschreibung des Sujets in einer standardisierten Semantik 
4. Einordnung des Steintyps in die antike Steinlehre
5. Frei skalierbare Sequenzierung

 

Projektteam:

 

Dr. Erik Freier

Rebecca Ludwig

Prof. Dr. Tobias Meisen (https://www.tmdt.uni-wuppertal.de/de/lehrstuhl/mitarbeiterinnen/prof-dr-ing-tobias-meisen/)

Sven Ritzmann (https://www.dmt.uni-wuppertal.de/de/personen/ritzmann-sven/)

Daniel Schmitz (https://www.ev-theologie.uni-wuppertal.de/de/personal/schmitz-daniel/)

Prof. Dr. Peter Urban (https://www.dmt.uni-wuppertal.de/de/personen/urban-peter/)

AOR PD Dr. Thomas Wagner (https://www.ev-theologie.uni-wuppertal.de/de/personal/wagner-thomas/)

Weitere Infos über #UniWuppertal: